Sa 15.03.

18.30h Hans Bader-Saal (Johanneskirche)
Limmatstrasse 112

Präludium
Italien in England

Sa 22.03.

15.00h Weinschenke Hotel Hirschen,
Hirschengasse 6
Freier Eintritt

Apérokonzert
Italien – England

Studierende der ZHdK
Anna Freer Barockvioline
Rafael Arjona Ruz Theorbe


Trad.

  • Cuckold, Come out the Amrey

Turlough O‘Carolan (1670–1735)

  • Mrs. Keel

James Oswald (1710–1769)

  • Sonata for Oboe and Basso continuo, g-Moll
    Adagio – Allegro moderato – Gratioso

Nicola Matteis (1672–1699)

  • Ground after the Scotch Humour

Francesco Maria Veracini (1690–1768)

  • Sonata No. 9, A-Dur (aus: Sonate accademiche Op. 2)
    Allegro moderato • Adagio • Scozzesse: Un poco andante ed affetuoso – Largo – Un poco andante ed affetuoso

Maddalena Casulana (ca. 1540–ca. 1590)

  • Amorosetto fiore a 4

Isabella Leonarda (1620–1704)

  • Sonata Nr. 12, d-Moll, Op. 16
    Adagio – Allegro, e presto – Vivace, e largo – Spiritoso – (senza indicazione) – Aria. Allegro – Veloce

Giulio Caccini (1546–1618)

  • Amarilli mia bella

Barbara Strozzi (1619–1677)

  • L‘Eraclito amoroso

— Pause —

Turlough O‘Carolan (1670–1735)

  • Mrs. Keel

Nicola Matteis ( ?–1699)

  • Ground after the Scotch Humour

Francesco Maria Veracini (1690–1768)

  • Sonata No 9, A-Dur (aus: Sonate accademiche Op. 2)
    Allegro moderato • Adagio • Scozzesse: Un poco andante ed affetuoso – Largo – Un poco andante ed affetuoso

Trad.

  • Cuckold, Come out the Amrey

Italien

Der erste Teil des Konzerts ist eine Hommage an drei italienische Komponistinnen der Renaissance und des Barocks. Die älteste ist Maddalena Casulana (ca. 1540–ca. 1590). Zu ihrer Zeit wurde sie als Sängerin und Komponistin sehr geschätzt. Sie unterrichtete als Gesangslehrerin in Venedig und konnte einzelne Stücke in Anthologien wie Il Desiderio veröffentlichen, zu denen auch berühmte Kollegen wie etwa Orlando di Lasso Werke beisteuerten. Später fiel die Komponistin in Vergessenheit, nicht zuletzt weil ihre Werke verloren gingen. Heute wird sie wiederentdeckt, vor allem auch dank dem glücklichen Fund einer bisher verschollenen Stimme ihrer Madrigali a cinque voci (1583). Das Stück Amorosetto fiore stammt aus der Anthologie Terzo libro del Desiderio (Venedig 1567).
Barbara Strozzi (1619–1677) komponierte zwar auch noch mehrstimmige Madrigale, danach aber widmete sie sich den Genres des barocken Sologesangs wie der Arietta und Cantata; dazu gehört auch L’Eraclito amoroso. Vorerst waren diese Kompositionen für ihren eigenen Vortrag bestimmt, wurden dann aber später in sechs Büchern auch veröffentlicht. Trotz ihres Status als Mätresse des venezianischen Adeligen Giovanni Paolo Vidman war Barbara im damaligen Venedig eine anerkannte und auch geschäftlich erfolgreiche Künstlerin.
Isabella Leonarda (1620–1704) ist die erste Komponistin, die eine Sammlung mit Instrumentalmusik veröffentlichte: Ihr Opus 16 Sonate a 1., 2., 3. e 4. strumenti (Bologna 1693) enthält elf Triosonaten und eine Solosonate; diese ist im Konzert zu hören. Wie ihre etwas ältere Kollegin Chiara Margarita Cozzolani (siehe Seite 30) war Leonarda Nonne; anders als diese wurde sie aber in ihrer künstlerischen Tätigkeit nicht behindert, sodass sie rund 200 Werke komponieren und grossenteils veröffentlichen konnte.
Abgesehen von Leonardas Sonate sind alle Werke dieses Konzertteils im Original Vokalwerke für Solostimme; diejenigen von Maddalena Casulana und Giulio Caccini wurden für das Rezital vom Ensemble für Violine und Theorbe bearbeitet.

England

Gegen Ende des 17. Jahrhunderts kam die italienische Musik auch in England «en vogue». Musiker wie Nicola Matteis oder später Francesco Maria Veracini wurden zu Stars des Londoner Musiklebens. Nicola Matteis (gest. 1699) wirkte ab ca. 1672 bis zu seinem Lebensende als Musiker und Lehrer in London, zumeist in den Kreisen des Bürgertums und des niederen Adels. 1676 veröffentlichte er zwei erste Bände mit Ayrs for the Violin (Suiten für Violine und Generalbass); ihnen folgten 1685 zwei weitere. Nach einem Konzert notierte der Architekt John Evelyn in seinem Tagebuch: Ich hörte den Geiger Signor Nicholao, den sicher kein Sterblicher auf diesem Instrument übertreffen kann. Er hatte einen so süssen Strich und liess die Geige sprechen wie eine menschliche Stimme … Nichts kam der Violine in Nicholas’ Hand gleich. In seinem Ground variiert Matteis eine schottische Melodie über einem Ostinatobass.
Eine ähnliche Faszination übte später Francesco Maria Veracini (1690–1768) auf sein Publikum aus. Er war einige Jahre Mitglied der renommierten (und hochbezahlten) Hofkapelle in Dresden und hielt sich zwischen 1733 und 1745 grossenteils in London auf. Neben seinem virtuosen Violinspiel fiel er vor allem auch durch seine Exzentrik und Eitelkeit auf; so soll er gesagt haben, es gebe nur einen Gott und nur einen Veracini. In Übereinstimmung damit nannte er seine beiden Violinen denn auch St. Peter und St. Paul. Zwei Publikationen mit Violinsonaten betitelte er ähnlich hochfahrend als Dissertazioni und Sonate accademiche. In der Sonate Nr. 9 der zweiten Sammlung findet sich eine Hommage an die britische Volksmusik: Der letzte Satz trägt die Bezeichnung Scozzesse (Ecossaise) und variiert das schottische Lied Tweedside.
Ein «echter» Schotte war der Komponist James Oswald (1710–1769); er wurde 1761 Kammermusiker von König Georg III., komponierte Werke im klassisch-galanten Stil, aber auch zahlreiche Stücke im Stil der schottischen Volksmusik. In London gründete er seinen eigenen Verlag und wurde sehr erfolgreich mit seinem Caledonian Pocket Companion, einer Sammlung mit schottischer Volksmusik in nicht weniger als 12 Bänden. Besonders bemerkenswert sind Oswalds Airs for the Seasons; fast 100 Stücke, die im Titel den Namen von Blumen, Kräutern und ähnlichen Gewächsen tragen und einer Jahreszeit zugeordnet sind.