Freier Eintritt

So 10.03.

16.15h Wasserkirche

Präludium
Banchetto musicale

OCTOPLUS

Selina Bäbler, Simon Giesch, Oliver Graf, Linus Leu, Samuel Mink, Viviane Onus, Flurin Schmid, Andrea Spiri, Tina Staubli, Andrea Vogler Blockflöten

OCTOMINUS

Nils Graf, Flurin Schmid, Natascha Sarain Blockflöten

Annika Marinheiro Blockflöte
Fabian Graf Blockflöte
Magdalena Mattenberger Barockcello
Joan Boronat Sanz Cembalo & Orgel

Martina Joos Leitung

martinajoos.ch


Pietro Lappi (ca. 1575–ca. 1630)

  • La Chizuola
    Canzoni da suonare op. 9, 1616

Johann Hermann (1586–1630)

  • Schein Suite 10
    Padouana – Gagliarda – Courente – Allemande – Tripla
    Banchetto musicale, 1617
  • Suite 15
    Padouana – Gagliarda – Courente – Allemande – Tripla
    Banchetto musicale, 1617
  • Herbei, wer lustig sein will hier
    Venus Kränzlein, XII, 1609

Heinrich Ignaz Franz Biber (1644–1704)

  • Sonata D-Dur: Grave – Allegro
    Mensa sonora, seu Musica instrumentalis, 1680

Johann Heinrich Schmelzer (1623–1680)

  • Sonata Tubicinum a 2 Violini, 4 Bratt(i) e Violon(e)
    Partiturbuch Ludwig, 1662

David Pohle (1624–1695)

  • Sonata a 2 Violini e Basso
    Partiturbuch Ludwig, 1662
  • Sonata a 8
    Partiturbuch Ludwig, 1662

Ist die Rede – selten genug – von Johann Hermann Schein (1586–1630), so wird schnell erwähnt, dass er rund hundert Jahre vor Bach dessen Vorläufer im Amt des Thomaskantors war. So sehr das stimmt, tut man dem Komponisten damit doch kaum einen Gefallen. Denn so wichtig seine religiöse Musik ist – darunter die hervorragende Sammlung Israelis Brünnlein mit geistlichen Madrigalen –, so wichtig ist sein weltliches Werk, auch wenn dieses bis heute nur gerade am Rand zur Kenntnis genommen wird. Ob dadurch das Bild des Thomaskantors gestört würde …?
Tatsächlich veröffentlichte Schein 1609 als erstes eine Sammlung von deutschsprachigen Vokalwerken: Das Venus Kräntzlein. Zwei weitere Sammlungen dieser Art folgten: 1621 die Musica boscareccia («Waldmusik», mit Liebes- und Trinkliedern) und die Diletti pastorali. Damit unternahm der Komponist nichts weniger, als das italienische Madrigal in Deutschland und in der deutschen Sprache heimisch zu machen.
Wenn man aber aus diesen Titeln nun etwa ablesen möchte, dass Schein ein glücklich-heiteres Leben führte, sieht man sich getäuscht: Seine Familie wurde immer wieder von Todesfällen heimgesucht, und eine schwache Gesundheit führte im Verbund mit einer aufreibenden Arbeitslast zu einem frühen Tod.
OCTOPLUS stellt nun Scheins Banchetto musicale (1617) in den Mittelpunkt seines Konzerts, eine Sammlung von 20 Suiten mit je zwei Tanzpaaren: Padouana/Gagliarda – Corrente/Allemande mit Tripla, letztere eine Variante der Allemande im Dreiertakt.
Neben Scheins Tanzsuiten spielt das Partiturbuch Ludwig im Konzert eine zweite wichtige Rolle. Diese Sammlung mit 114 Instrumentalstücken war 1662 ein Geburtstagsgeschenk für Herzog August II. von Braunschweig-Wolfenbüttel, der ein grosser Liebhaber von Büchern war. Angelegt hatte den Prachtband dessen früherer Hofmusiker Jakob Ludwig (1623–1698), möglicherweise beauftragt von Augusts Gattin, Fürstin Sophie Elisabeth.
Das Deckblatt des Bandes bezeichnet dessen Inhalt als Sonaten, Canzonen, Arien, Allemand[en], Cour[anten], Sarab[anden], Chiquen etc. Mitt. 1.2.3.4.5.6.7.8. Instrumenten. Am häufigsten vertreten ist der Italiener Antonio Bertali – ein Anzeichen dafür, dass die italienische Musik und auch die Musiker aus Italien sich mittlerweile in Deutschland etabliert hatten. Neben Bertali erscheinen sowohl wenig bekannte Komponisten wie David Pohle oder Heinrich Bach (ein Vorfahre Johann Sebastians), aber auch berühmte wie Johann Heinrich Schmelzer – glücklicherweise: Dessen doppelchörige Sonata Tubicinum ist nur im Partiturbuch überliefert.