Freier Eintritt / Kollekte

Sa 28.09.

18.15h Grosser Saal Musikschule Konservatorium Zürich, Florhofgasse 6

Präludium:
Magnum Mysterium

OCTOPLUS

Schüler*innen von Musikschule Konservatorium Zürich
Tobias Andermatt, Oliver Graf, Pauline Hürlimann, Linus Leu, Tin Mettler, Viviane Onus, Flurin Schmid, Andrea Spiri, Tina Staubli, Andrea Vogler Blockflöten

OCTOMINUS

Nils Graf, Natascha Sarain, Flurin Schmid Blockflöten
Fabian Graf, Annika Marinheiro Blockflöten
Nives Rist (Klasse Sonja Leutwyler) Sopran
Martin Zimmermann Korrepetition, Cembalo und Orgel
Martina Joos Leitung

martinajoos.ch


Hildegard von Bingen (1098–1179)

  • O pastor animarum

Andrea Gabrieli (1532/33–1585)

  • Magnum hereditatis mysterium

Giovanni Gabrieli (1557–1612)

  • O magnum mysterium

Carlo Filago (1589–1644)

  • O magnum mysterium

Johann Sebastian Bach (1685–1750)

  • aus: Das Musikalische Opfer, BWV 1079
    Canon a 2 cancrizans
    Ricercar a 6
    Canon a 2 Violini in unisono
  • Rätselcanones, BWV 1074 und 1076
    Arr. Martina Joos
  • Brandenburgisches Konzert III, BWV 1048
    Allegro
    Arr. Joris Van Goethem

Zu den grössten Geheimnissen des christlichen Glaubens gehört das Weihnachtsgeschehen, die Geburt des Erlösers als Sohn einer Jungfrau. Man könnte also meinen, dass dieses Thema in der Zeit von Mittelalter und Renaissance häufig vertont worden sei. So ist es jedoch nicht. Wirklich prominent wird Weihnachten in der mehrstimmigen Musik erst ab etwa 1550, also in der Spätrenaissance. Neben ähnlichen anderen Texten wird dann besonders gern ein Ausschnitt aus der frühmorgendlichen Mattutin des Weihnachtstages vertont: O magnum mysterium. Etwas überraschend erscheinen darin die Tiere im Stall, die den Erlöser als Erste erblicken.
O magnum mysterium
et admirabile sacramentum,
ut animalia viderent Dominum natum,
iacentem in praesepio!
Beata Virgo, cujus viscera meruerunt
portare Dominum Iesum Christum.

Alleluia!
O grosses Geheimnis
und wunderbares Heiligtum,
dass Tiere den neugeborenen Herrn sehen,
wie er in der Krippe liegt.
Selige Jungfrau, deren Leib würdig war,
den Herrn Jesus Christus zu tragen.
Alleluja!
In der ersten Hälfte des Programms von OCTOPLUS erscheint das Festivalthema Mysterium also inhaltlich, als Thema der Werke. Ganz anders im zweiten Teil, wo die Musik selbst zum Geheimnis – oder besser: zum Rätsel – wird. Immer wieder mal haben sich Komponisten einen Spass daraus gemacht, bei einem Werk nur einen Teil der Stimmen zu notieren –, mit dem (vielleicht auch etwas schadenfrohen?) Hinweis, dass die anderen Stimmen von den Ausführenden zuerst noch erarbeitet werden müssen.
Eine einfache, allgemein bekannte und ausführbare Variante dieses musikalischen Rätsels ist der Kanon; auch bei Bruder Jakob ist ja nur eine Stimme notiert … Etwas vertrackter ist allerdings die Gattung des Rätselkanons, wie er sich auch in Bachs Musikalischem Opfer findet. Hier muss die Originalstimme meist etwas «manipuliert» werden, um zur zweiten Stimme zu werden, und das mittels Verfahren wie Umkehrung der Intervalle, Vergrösserung der Notenlängen oder mit dem sogenannten «Krebs»: die ursprüngliche Stimme wird dabei von hinten nach vorne, also von ihrem Schluss her zum Anfang gespielt. Ein Beispiel im Konzert ist Bachs Canon a 2 cancrizans (krebsgängig). Allerdings bleibt das ein etwas privater Spass zwischen dem Komponisten und den Ausführenden – wir, die (nur) Zuhörenden bekommen davon meist kaum etwas mit, und müssen es auch nicht …