Dieses Ticket gilt auch für L’Arte di Giuseppe Tartini (Teil II)


So 25.09.

17.30h St. Anna-Kapelle, St. Anna-Gasse 9

L’Arte di Giuseppe Tartini (I)

Solitario bosco ombroso

Solo-Sonaten von Giuseppe Tartini und Improvisationen

Matthieu Camilleri Violine solo


matthieucamilleri-impro.fr


Giuseppe Tartini (1692–1770)

  • Lieto ti prendo …
    Aria und Improvisation
  • Sonate XII
    (Autographes Manuskript, Padua)
  • Sonate a-Moll
    (Brainard A3)

Matthieu Camilleri

  • Improvisierte Sonate über Vorschläge des Publikums

Giuseppe Tartini

  • Solitario bosco ombroso …
    Aria und Improvisation

Tartinis letzte Solosonaten aus dem autographen Manuskript in Padua formulieren eine neue Sprache, die sich nicht mehr auf den Kontrapunkt konzentriert, sondern auf Geste, Affekte, Stimmungen. Es heisst, der alte Meister habe jeweils nach der Lektüre von Francesco Petrarca oder anderen arkadischen Dichtern komponiert. Im Konzertprogramm sind dies Paolo Rolli mit seinem delikaten Gedicht Solitario bosco ombroso oder Torquato Tasso, dessen Verse Lieto ti prendo aus Gerusalemme liberata das Konzert eröffnen. Mein Programm inszeniert einen Dialog zwischen den Werken Tartinis und meinen eigenen Solo-Improvisationen sowie -Kompositionen nach Musik des Meisters und seinen emotionalen Gestalten.
Matthieu Camilleri
***
Giuseppe Tartini (1692–1770) stammte aus Pirano (Pirna) und sollte Priester werden; er entschied sich jedoch für die Musik und die Ehe – und auch dem Fechten war er anscheinend sehr zugetan … Das Violinspiel brachte er sich autodidaktisch bei, aber als er den Virtuosen Francesco Maria Veracini spielen hörte, zog er sich für längere Zeit zurück, um sein Spiel zu perfektionieren. Mehrere Jahre verbrachte er in Prag, und von 1721 an war er in Padua tätig, wo er bald ein begehrter Lehrer wurde, mit Schülern aus ganz Europa. Unter seinen zahlreichen Concerti und Sonaten wurde vor allem die Sonate mit dem Teufelstriller berühmt – Tartini will das «Original» im Traum und inspiriert vom Teufel gehört haben … Ambitiös ist L’arte del arco: ein riesiger Zyklus von rund 50 Variationen (davon einige vielleicht nicht von Tartini) über eine Gavotte von Corelli.
Das sogenannte Padua-Manuskript enthält zahlreiche Sonaten (Piccole sonate), dazu Einzelsätze und Skizzen, die unveröffentlicht blieben; manche waren vermutlich für den Unterricht gedacht. Sie widerspiegeln Tartinis Entwicklung von einem barocken zu einem vereinfachten galanten oder vorklassischen Stil. Die Sonaten sind zwar mit einer Bassstimme versehen (per ceremonia – aus Konvention), doch Tartini zog eine Aufführung nur mit Violine vor, das sei seine eigentliche Absicht gewesen: Io le suono senza bassetto, et questo e la mia vera intentione. – Für einen Interpreten wie Matthieu Camilleri bieten die Einzelsätze und Fragmente des Manuskripts natürlich einen starken Anreiz zur improvisierenden Weiterführung der Musik.
Tartini beschäftigte sich wiederholt auch mit didaktischen und theoretischen Themen, so etwa im Trattato degli abbellimenti (Traktat über die Verzierungen), aus dem Leopold Mozart ganze Passagen in seiner Violinschule zitiert. Intensiv betrieb Tartini auch Forschungen zum Phänomen der Kombinations- oder Differenztöne. In seinem Trattato di musica secondo la vera scienza dell’armonia (1754) beschreibt er als erster den terzo suono. Dieser Dritte Ton wird nicht gespielt, sondern erklingt durch die Überlagerung zweier Einzeltöne nur im Ohr; der Differenz- oder Kombinationston ist stets tiefer als die beiden gespielten Töne. Diese Tartini-Töne werden heute auch zur medizinischen Diagnose des Gehörs verwendet und können den Musiker*innen Rückmeldung zu ihrer Intonation geben.

> L’Arte di Giuseppe Tartini (Teil II)